Wismar, evangelische St. Nikolaikirche

Johann Gottlob Mende, 1845

II/P/30

 

 

 

Standort: Westempore

 

Baugeschichte und Beschreibung: Das Gehäuse geht zurück auf einen Neubau 1617-1619 von Henning Kröger, der 1611 aus Güstrow nach Wismar umgesiedelt war. 1703 stürzte der Turm ein und beschädigte die Orgel stark. Hans Hantelmann baute 1706 die Orgel auf, änderte dabei ihr Äußeres. Von Kröger übernahm er den dreitürmigen Renaissance-Aufbau; die Schleierbretter der Pfeifenfelder weisen auf Hantelmann. 1737 baute Erdmann Vogel ein neues Rückpositiv. 1862 baute Fr. W. Winzer in das Gehäuse ein völlig neues Werk. Vermutet wird, dass die Orgel in Zurow bei Wismar durch Winzer 1861 aus dem ehemaligen Rückpositiv entstand. Um 1900 baute Ernst Röver unter Verwendung des Winzerschen Pfeifenwerkes eine Orgel mit pneumatischer Kastenlade (II/P/35). 1976 wurde die Mende-Orgel aus der Nicolai-Kirche Freiberg/Sachsen angekauft. 1982-85 erfolgte der Einbau durch Orgelbauer Kühn aus Merseburg. Der Mende-Prospekt blieb in Freiberg. Die Empore wurde auf niedrigerer Höhe neu gebaut. Der Kröger-Hantelmann-Prospekt wurde verändert und der Freiberger Prospektgliederung angeglichen. Damit wurde er breiter und die Pfeifenfront bedeutend höher. Erhalten und dominierend blieben die Türme mit den Figuren des 17. Jahrhunderts: dem Auferstandenen in der Mitte und Trompeteblasenden Engeln. In den Feldern stehen bis auf kleine Ausnahmen originale Prospektpfeifen der Mende-Orgel.

 

Die über dem Spielschrank angebrachten Schrifttafeln wurden in die den Spielschrank umgebende Brüstung eingelassen.

 

Die Mende-Orgel war 1888 durch Jehmlich aus Dresden verändert worden (Trakturen, vereinzelt Disposition, Kernstiche). Die 1995 durchgeführte Restaurierung erhielt diesen Umbau, machte spätere Änderungen rückgängig und fügte Erweiterungen im Sinne Mendes hinzu.

 

Der Spielschrank mit Registerzügen und Manubrien stammt vom Umbau durch Jehmlich 1888 (die Manualklaviaturen von Mende, 1995 neue Tastenbelege ). Geändert wurde die Manualschiebekoppel zur Gabelkoppel, eingebaut die Pedalklaviatur, vermutlich die Tontraktur, Ventilschlitze, Ventilabzüge, Windkästen (?) an den Windladen, vermutlich die Registertraktur. Schaltung der Pedalkoppel durch Verschieben von Winkelbalken in einer doppelten Traktur, die zum zweiten Ventilkasten mit Koppelventilen führt.

 

Hinter der Gehäusefront stehen die Windladen des Kleinpedals, die des Großpedals stehen an der Rückseite. Über dem Kleinpedal die Windladen des Hauptwerkes, darüber das Oberwerk.

 

Ein Doppelfaltenmagazin von 1940 steht im Turmraum; die Mende-Orgel besaß Kastenbälge. 1995 wurde der Winddruck von 80mm auf 96 mm WS angehoben.

 

I. Manual, Hauptwerk / C-e3, mechanische Schleiflade

Bordun 16’

Principal 8’

Gemshorn 8’

Gamba 8’

Rohrflöte 8’

Octave 4’

Spitzflöte 4’

Quinte 2 2/3’

Octave 2’

Terz 1 3/5’

Cornett 4fach             (Erweiterung C-h 1995)

Mixtur 4fach, 2’

Trompete 8’                (1996 nach Kohl, Dom zu Bautzen)

Tremulant 1995

 

II. Manual, Oberwerk / C-e3, mechanische Schleiflade

Principal 8’

Flöte 8’                          (Rekonstruktion nach Mende in Podelwitz)

Gedackt 8’

Quintatön 8’

Octave 4’

Rohrflöte 4’

Nassat 2 2/3’

Octave 2’

Sifflöte 1‘                     (1995 nach Mende )

Mixtur 3fach, 1 1/3’

 

Pedal / C-d1, mechanische Schleiflade

Untersatz 32’

Principalbaß 16’       (1995 Umbau)

Subbaß 16’

Octavbaß 8’

Octavbaß 4’

Hintersatz 4fach, 4’ (1995)

Posaune 16’

 

Manualkoppel II-I

Pedalkoppel I-P (Ventilkoppel)

Zimbelstern               (1995)

Sperrventile in das Hauptwerk und Oberwerk stillgelegt