Serrahn, evangelische Dorfkirche
Friedrich Wilhelm Winzer, 1863
II/P/13
Standort: Westempore
Beschreibung: Barockes Gehäuse mit reichem Schmuck. Fünf Pfeifenfelder, zwischen dem mittleren polygonalen Turm und den beiden äußeren Spitztürmen je ein flaches Feld.
Reicher Figurenschmuck: auf dem Mittelturm steht König David, daneben je zwei Engel. Die Ohren ebenfalls mit je einem musizierenden Engel.
Etwas schmalerer Orgelstuhl. Spielschrank mittig. Erhalten ist die Registerbeschriftung der Barockorgel zu beiden Seiten des Spielschrankes mit schwarzer dünner Schrift auf dem Gehäuse. Die alten Durchgänge der Registerstangen sind zugedübelt. Zu beiden Seiten der jetzigen Klaviaturen befinden sich die Registerzüge der Winzer-Orgel in je einer vertikalen Reihe: braune Manubrien mit in Fraktur beschrifteten Porzellanschildern. Pedal- und Manualklaviaturen (weiße Untertasten) von Winzer. Strahlenförmige Trakturführung. Die Windladen beider Manuale und des Pedals etwa in 1,80 m Höhe. Vorn Nebenwerk (zwei Laden, links Cis-Seite), dahinter Hauptwerk (zwei Laden, links C-Seite), dahinter Pedal (chromatisch).
Wiederverwendung der ursprünglichen Hauptwerkswindladen im Nebenwerk, allerdings nach hinten gedreht. Sichtbar die ursprünglichen Konduktenbohrungen für die Pfeifen der seitlichen Spitzfelder. Auch die Pedalwindlade stammt von der ursprünglichen Orgel. Alle alten aus Eiche gebauten Laden durch Winzer verändert mit neuen Spundverschlüssen und Ventilen.
Winzer verwendete nur die Holzpfeifen des Subbaß 16’ aus der Vorgängerorgel. Die stummen Prospektpfeifen Winzers aus Zink sind erhalten.
Baugeschichte: „1738-1740 wurde auch die vom Kirchenpatron Erhard von Hahn auf Kuchelmiß geschenkte Orgel durch Andreas Johann Orre aus Lievland in Serrahn gebaut. Daran stand: Ich will, dem Herrn will ich singen, dem Herrn dem Gott Israels will ich spielen. Richter 5,3 – Der Name des Herrn sei gelobt! – Gott allein die Ehre! – 1824 – 1863 war sie so schadhaft, dass sie nicht mehr benutzt werden konnte. Am 2. August 1863 ist die durch Winzer – Wismar renovierte eingeweiht, cirka 4000 Mark wert.“ (Pfarrarchiv zu Klaber)
Die Maßnahme 1863 ist als Neubau zu bezeichnen.
I. Manual (Hauptwerk) / C-c3, mechanische Schleifladen
Bordun 16’ Holz
Principal 8’
Hohlflöte 8’ C-H Holz, gedeckt; ab c Holz, offen
Octave 4’
Quintflöte 2 2/3’ C-H Holz, gedeckt; ab c Holz offen, letzte Oktave späterer Metallersatz
Octave 2’
II. Manual (Oberwerk) / C-c3, mechanische Schleifladen
Viola di Gamba 8’ C-H Holz, offen, ab c Metall mit Klangzüglern
Flauto traverso 8’ (C-g Transmission aus Gedact), ab gis Holz, offen, gedrechselt
Gedact 8’ Holz
Hohlflöte 4’ Holz, offen
Pedal / C-c1, mechanische Schleifladen
Subbaß 16’ 1740
Baß Principal 8’ Holz, offen
Gedactbaß 8’ Holz
Als Registerzüge:
Pedal-Coppel (Ventilkoppel)
Manual-Coppel
Ursprüngliche Disposition, auf dem Gehäuse notiert:
Hauptwerk Nebenwerk Pedal
Gedact 8 F. Quintade 8 F. Subbass 16 F.
Principal 4 F. Gedact 4 F. Octav 8 F.
Flodt 4 F. Octav 2 F. Octav 4 F.
Quinta 3 F. Quinta 1 1/2 F. Posaun 16 F.
Octav 2 F. Superoctav 1 F. Trompet 8 F.
Waldflodt 2 F.
Tertie 1 3/5 F.
Mixtur 3 fach Stern
Trompet 8 F. Tremulant
Vox Humana 8 F.
Über den Orgelbauer Andreas Johann Orre wurde bisher nichts in Erfahrung gebracht. Der Orgelbau dieses Livländers scheint in Mecklenburg einmalig zu sein. Weder zu diesem noch zum Orgelbau Winzers sind Akten vorhanden.
Die Gründe in der Wahl des fernen Orgelbauers können Beziehungen des Patronats derer von Hahn-Kuchelmiss in das Baltikum gewesen sein. Außerdem war der Pastor zur Zeit des Orgelbaus Heinrich Schröder (im Amt 1726 bis 1755) 1693 in Königsberg geboren worden.