Ruchow, evangelische Dorfkirche

Jochim Richborn, 1684

I/-/5

 

 

 

Standort: Altarraum

 

Beschreibung: Im stehen zu spielendes Orgelpositiv, rechts neben dem Organisten der kleine Balgclaves. Zwei Flügeltüren auf der Prospektseite, eine ornamental durchbrochene Rückwandfüllung in Windladenhöhe. Das Gehäuse ist nicht mehr gefasst. Zu beiden Seiten der Manualklaviatur je drei eiserne Registerhebelchen. Sämtliche Pfeifen stehen auf Höhe der Windlade. Deren Korpus besteht aus Eiche, die Stöcke aus Linde.

 

Baugeschichte: Baujahr 1684 nach Balginschrift. Baugleich mit einem Positiv in La Laguna (Teneriffa). Die ersten einhundert Jahre liegen im Dunkeln. Um 1770 hatte es die Reformierte Gemeinde in Bützow in der Schlosskapelle in Gebrauch. Nach kurzem Privatbesitz 1790 kam es durch Kauf in die Dorfkirche Ruchow. Heinrich Schmidt (Dobbertin) integrierte es 1796 in ein von ihm errichtetes größeres Werk. Klaviatur, Teile der Tonmechanik und der Faltenbalg gingen dabei verloren. Die Erweiterung geschah auf einer zweiten Windlade mit zwei Registern. Später wurde ein angehangenes Pedal angebaut. 1827 reparierte Friedrich Noebe (Güstrow) und vergrößerte die Prospektwand zu beiden Seiten im klassizistischen Stil. Stattgefundene Umdisponierungen sind zeitlich nicht einzuordnen.

 

1939 unternahm Firma Sauer (Frankfurt/Oder) eine Renovierung, wobei u. a. neue Prospektpfeifen gebaut wurden. 2012 konnte durch Vergleiche der Positive in Lübeck, St. Jacobi und in Skokloster (Schweden) Jochim Richborn als Erbauer ermittelt werden. Die Kenntnis und Inaugenscheinnahme des Positives in La Laguna durch Restaurator Andreas Hahn (Firma Jehmlich, Dresden) betätigte nochmals die Werkstattverwandtschaft dieser vier Instrumente, auch wenn unterschiedliche Initiale noch Rätsel aufgeben.

 

2015 restaurierte Firma Jehmlich das Positiv auf den vermuteten Urzustand. Aus der Erbauungszeit sind Gedact, Flöte und Sieffloit zu großen Teilen erhalten. Die erst im Zusammenhang mit dem Einbau in Ruchow aufgebrachte Farbfassung wurde abgenommen, das Gehäuse war bis 1796 im holzsichtig gewesen. Noch 1984 war barockes Schleierwerk vorhanden, das um 1987 durch Diebstahl verloren ging. Allerdings zeigen Fotoaufnahmen, dass es sich dabei um zweitverwendetes Schnitzwerk, entstanden nach 1684, gehandelt hat. Das jetzige Rankenwerk entstand in der Werkstatt Thomas Jäger (Dresden) nach stilistischen Untersuchungen anderer norddeutscher Orgel dieser Zeit.

 

 

 

Manual / C.D.E-c3, mechanische Schleiflade

Gedact 8’

Flöte 4’ 

Octave 2’ 

Sieffloit 1 ½’

Sesquialter 1 1/3’ - 4/5’ Baß-Diskant-Teilung h0/c1, rep. bei c0

 

Winddruck: 60 mm WS 

Stimmtonhöhe: um 453 Hz bei 15°C (chanchierend je nach Balgstellung)

Temperierung: mitteltönig