Schönow, evangelische Kirche

Carl Ferdinand Renner / Felix Grüneberg, 1855 / um 1925

I/P/9

 

Manual / C-f³, mechanische Schleifladen

Principal 8’

Octave 4’

Salicional 8’

Mixtur 2-3fach

Gedackt 8‘

Flöte 4‘

 

Pedal / C-d1, mechanische Schleifladen

Violonbass 8’

Subbass 16’

 

Pedalkoppel

Evakuant,

Calcantenglocke,

2 zugesetzte Manubrien in der Staffelei

 

Standort: Westempore

ursprünglich 2 Manuale, umgebaut auf 1 Manual

Gehäuse: bauzeitlich

Prospektpfeifen: Zink, nach 1917

Spielanlage: Konsole an der südliche Seitenwand

2 Magazinbälge auf dem Dachboden über der Orgel

 

Baugeschichte

Das Instrument kann laut Inschriften auf Papier im Windkasten C-Seite dem Orgelbauer Carl Ferdinand Renner

zugeschrieben werden. Die vollständige Inschrift lautet: "Diese Orgel wurde erbaut auf Verlangen des Rittergutsbesitzers

Schröder auf Braunsfelde und des Predigers Ohnesorge zu Friedeberg für die Kirche Braunsfelde durch den Orgelbauer

Carl Ferdinand Renner zu Zantoc im Jahre 1855. Op. 2" (Entzifferung durch M.Rost). Es wurde vermutlich durch Firma

Grüneberg abgebaut oder erworben und in Schönow mit (mehr oder weniger gelungener) Überarbeitung wieder

aufgestellt. Vermutlich dabei wurden mit Bleistift an der Windkastenrückwand die Inschriften hinterlassen: "Dieser

Renner hat ganz schlecht gebaut", „Der ... (unleserlich) ... dieser Renner hat sehr schlecht gearbeitet". M.E. erreichen die

Umbauten der Firma Grüneberg qualitativ nicht das Rennersche Niveau. Es wurde das 2.Manual eliminiert. Die

Windladen wurden aneinander geschoben, die Wellenrahmen und die Spielanlage umgebaut. Vermutlich wurde das

durch das neue Gehäuse notwendig. Diese ist jedoch erkennbar auch nicht originär für diese Anlage konzipiert, sondern

ein 4‘-Standartgehäuse der Firma Grüneberg. Beim Einbau in Schönow wurde das Instrument in die Emporenbrüstung

eingebaut. Lt. Auskunft von Gemeindemitgliedern wurde die Empore um 1970 in den Kirchenraum hinein vertieft. Die

Orgel bleib dabei jedoch stehen. Die nun nicht mehr von der Emporenbrüstung gebildete Gehäusefront unter dem Prospekt, wurde damals mit Hartfaserplatten verkleidet. Das Pfeifenwerk ist uneinheitlicher Herkunft. In den folgenden

Jahren wurde das Instrument durch Diebstahl (Pfeifenwerk), Vandalismus (Windladen), Altersuntüchtigkeit (Bälge) und

Wurmbefall unspielbar.

Meine erste Besichtigung erfolgte am 21.10. 2015, in Gegenwart von Kreiskantor Daniel Debrow. Das zugehörige, erste Angebot datiert auf den 10.11.2015. Die Auftragsvergabe erfolgte Mitte 2018. Die Arbeiten begannen 29.09.2019

 

Vorzustand und Schadensbild

Die Orgel hat eine neogotische Gehäusefront aus 3 Spitzbögen, die vermutlich beim Einbau in Schönow in der Höhe gekürzt wu

Die 2 einfaltige Keilbälge stehen auf dem Dachboden und weisen deutliche,große Schäden an der Belederung auf. Sie sind durch die offene, ungeschützte Aufstellung auf dem Dachboden entstanden. Hier lohnt sich Flickwerk nicht, da sich auf dem mürben, alten Leder kein neues aufleimen lassen wird. Entweder muß die Belederung komplett erneuert werden, der Verschlag geschlossen oder es wird ein kleiner, moderner Regelbalg für das Gebläse auf der Nordseite neben den Claves aufgestellt. Diese sind schon stark abgenutzt, aber grundsätzlich noch funktionstüchtig.

Die Kanäle auf dem Dachboden weisen offene Fugen auf, die zumindest abgeklebt werden sollten oder grundsätzlich neu verleimt werden müssen. Die Kanäle in der Orgel sind verwurmt und müssen gespachtelt werden.

Ein elektrisches Gebläse ist nicht vorhanden. Falls es installiert werden soll, würde ich es in einer Schutzkiste mit Regulatorbalg auf der Nordseite anordnen und an die dort liegenden Kanäle anschließen.

Das Metallpfeifenwerk ist erkennbar nicht mehr vollständig erhalten. Die derzeit in der Orgel befindlichen Metallpfeifen entsprechen der Machart der Werkstatt Grünebergs. Nach meiner Schätzung sind noch die Register Principal 8', Octave 4' und Gedackt 8' weitestgehend vorhanden. Die anderen 3 Register fehlen, soweit dies derzeit abzuschätzen ist. Der Prospekt ist vollständig, aus Zink, augenscheinlich schadensfrei. Es fehlen aber 1/5 der Kondukten.

Die Vollständigkeit des Holzpfeifenwerk ist auch aufgrund des Chaos nur bedingt abzuschätzen. Auffällig ist der starke Wurmbefall. Er wird sich mit Wurmex nur befristet stoppen lassen. Eine grundlegende Restaurierung oder Erneuerung

wird langfristig nicht zu umgehen sein.